Interview mit Rudolf Gysi auf seiner Reise zum CEC

10.12.2021

Warum hast Du Dich auf Reise zum CEC gemacht? Was hat Dich da hingezogen?

2014 bin ich zu meinem ersten Scrum Gathering nach Berlin gefahren. Ich durfte da
Menschen wie Mentos (Dr. Jürgen Hoffmann, CEC und CST) kennengelernt. Andy (Andreas
Schliep, CEC und CST) war auch da, ihn kannte ich bereits.

Am Kongress gab es ebenfalls die Scrum Coaching Clinic. Neugierig stand ich da und
beobachtete die Situation, fast ein wenig wie ein Knabe, der vor dem Spielzeugladen steht.
Ich betrachtete die Menschen, welche ein- und ausgegangen sind. Nun galt es den ersten
Schritt zu machen und einfach mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Schnell habe ich
festgestellt, dass die Menschen hier wirklich viel über dieses Thema wussten und sich
dennoch mit mir auf Augenhöhe austauschen.

An der Coaching Clinic schätze ich besonders, dass man hingehen kann, Fragen stellen und
auch als Greenhorn eine fundierte Antwort bekommt. Eine Antwort, welche für einem selber
passt. Es gab kein Gefälle zwischen den “Neuen” und den “Erfahrenen”. Es war genau diese
Haltung, welche mich faszinierte.

Den Abend verbrachte ich im Hotel und liess den Tag Revue passieren. Ich habe mich mit
einem Gin Tonic hingesetzt und mir Gedanken über mein ganz persönliches
Entwicklungsziel gemacht. Ich war damals bei der SBB im Bereich IT Quality tätig. Ich habe
große Projekte auditiert und fand mich immer wieder in der Rolle des “Bad Cop”s wieder.
Mein Ziel war es Agilität in die Firma zu bringen. Ich setzte ich mich an der Bar mit allen
Eindrücken des Tages auseinander und stellte fest, dass genau diese Haltung, dieser
Umgang mit Menschen und dieser fachliche Austausch mir Spass bereitet hatte. Diesen
Gedanken nahm ich mit mir nachhause in die Schweiz.

Die Zeit verging wie im Flug. Ich war wieder im Alltag angekommen, doch die Erfahrungen
und Eindrücke der Scrum Gathering haben mich weiter begleitet. Ein paar Wochen, vielleicht
waren es auch Monate, später, hatte ich das Bild von mir, wie ich sein wollte und wo ich
mich hinentwickeln wollte. Doch wie willst du ein Ziel definieren, dessen Inhalte und
Parameter unbekannt sind? Ganz einfach, du greifst nach den Sternen und richtest deinen
Blick ganz nach vorne zum CSC (Certified Scrum Coach – die ältere Bezeichnung des
CEC). So schnell ist mit einem breiten Lächeln ein Ziel definiert und somit der erste Schritt
getan.

Schritt für Schritt habe ich die Weiterbildungen in Scrum und die weiterführenden
Ausbildungen bei der Scrum Alliance besucht. Immer mein Ziel im Blick habe ich mich
allerdings auch mit meinen neuen Erfahrungen auseinander gesetzt. Coaching Skills und ein
erweitertes Wissen in der Organisationsentwicklung habe ich mir angeeignet. Ebenfalls habe
ich Nachdiplomstudiengänge in Teamdynamik und in Changeprozesse in Organisationen
gemacht. Heute bin u.A. Dozent an der FHNW (Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW)
für Changeprozesse und Agilität.

Seit der Scrum Gathering in Berlin hat mich das Ziel des CEC wie ein Leuchtturm oder ein
Leuchtfeuer auf meinem Lebensweg begleitet. Nie hatte ich den Anspruch, dass ich wirklich
CEC werden würde, denn ich wusste, es war ein grosses Ziel. Ein Ziel, welches für mich
nicht nur mit einem Status sondern auch mit einer Haltung verbunden ist. Ein Ziel, welches
den Umgang mit seinen Mitmenschen prägt.

 

Was hast Du auf diesem Weg gelernt?

Stell dir vor, du hast ein Bild von deinem besseren ICH und weisst, dass du dieses erreichen
möchtest. Der Gedanke daran stimmt dich zufrieden und du hegst den Wunsch der
Veränderung. Genau in diesem Moment wird dir bewusst, dass du dich selber
weiterentwickeln und dich mit dir selber auseinander setzen musst. Du entdeckst förderliche
und hinderliche Seiten an dir selber. Die Frage ist nicht, wie du hinderliche Züge an dir weg
bekommst, sondern vielmehr wie du damit umgehst.

Um ein Ziel zu erreichen muss man sich auch mit fachlichen Inhalten auseinandersetzen.
Skalierungen sind einfach zu erfassen, doch lässt sich ein Team auch skalieren? Was macht
ein gutes Team aus? Wie wird ein Team überhaupt definiert? Diese Fragen haben dazu
geführt, dass ich mich intensiv mit Teamdynamik auseinandergesetzt habe und mich bis
heute im Bereich Organisationsdynamik engagiere. Der Wissensfächer hat sich mir in den
verschiedensten Themen geöffnet und mich auf meinem Pfad der Neugierde begleitet.
Thematisch bin ich immer dort verweilt, wo es mir Freude bereitet hat und mich die Arbeit
erfüllt hat. Da gab es “nur” dieses eine grosse Ziel ohne konkreten Plan. Ich bin einfach mal
drauf zu und habe geschaut, wo es mich hintreibt.

 

Was hat Dich auf dem Weg zum CEC überrascht?

Da muss ich nicht lange nachdenken, es sind die Begegnungen mit Menschen. Meinen Blick
hatte ich bei einigen Personen, welche für mich eine Form von Vorbildcharakter hatten. Ich
habe weiter an den einzelnen Scrum Gatherings in Europa und zum Teil auch in der USA
teilgenommen und die Möglichkeit genutzt, mich auszutauschen und von der Vielfalt der
Gedanken zu profitieren. Um nochmals auf das Beispiel des Jungen vor dem
Spielzeugladen zurück zu kommen. Es war, wie wenn die Türe des Spielzeugladens
aufging, der Knabe eintreten durfte und plötzlich Teil dieser Welt war. Es ist ein kleines
Universum, das sich für mich aufgetan hat, welches aus weit mehr als “Scrum können”,
systemisches Coaching und einigen Methoden besteht. Ich bin eingetaucht, liess mich von
meiner Neugierde leiten und habe auf meiner Reise jeden Tag neues dazu gelernt.

Nebst den Begegnungen mit Menschen hat mich ebenfalls überrascht, wie facettenreich die
Thematik ist und wie viel man dazulernen kann. Das Prinzip der kleinen Schritte führt dazu,
dass du deinen nächsten Schritt voller Neugierde ganz bewusst machst und dich immer
wieder überraschen lässt, was auf dich zukommt.usst Deinen nächsten Schritt machst. Und mit Neugier! Überraschung gehört halt einfach dazu.

 

Das ist das Leben.

Ja, ich habe eine Plan, versuche den umzusetzen, dann kommt die Realität und dann schauen wir mal wie es weitergeht. Die eine große Überraschung gab es nicht.

Danke, Ruedi für Deine Zeit und viel Erfolg auf Deiner weiteren Lernreise mit der CEC Community!

 

Lieber Leser!

Wenn Du selber Fragen an Ruedi hast oder von ihm begleitet

werden möchtest erreichst Du ihn unter:

Rudolf Gysi

rudolf.gysi@wertwandler.ch

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